Wandern im Siebengebirge

Wandern im Siebengebirge

Wandern durch die Natur, Rheinromantik, Siegfried und der Drache - das verbindet man gemeinhin mit dem Siebengebirge im Rheinland. Ja, alles richtig, doch das Siebengebirge ist noch viel mehr. Für viele Menschen im Balllungsraum um Köln und Bonn ist es Naherholungsgebiet; Besucher von weiter her verbinden gerne eine Rheintour mit einer Wanderung durch das Siebengebirge. Für mich ist es Zuhause und ein herrliches Fleckchen Erde.

 

Naturschutzgebiet und Naturpark Siebengebirge

Es geht ins Rheinland, an die Südgrenze von Nordrhein-Westfalen. Da gibt es das „Naturschutzgebiet Siebengebirge“, das sind die Berge und Täler auf dem Stadtgebiet von Königswinter und Bad Honnef. Dann den „Naturpark Siebengebirge“, das ist ein noch größerer Raum, der sich über Königswinter und Bad Honnef hinaus bis in die Städte Bonn und St. Augustin erstreckt. Der Naturpark Siebengebirge umfasst also auch das Naturschutzgebiet Siebengebirge.

In diesem Beitrag geht es vor allem um das Naturschutzgebiet. Seit 1922/23 steht das Siebengebirge unter Naturschutz; damit ist es nach dem Neanderthal und der Lüneburger Heide das älteste Naturschutzgebiet in Deutschland. Als Natura 2000-Gebiet ist es Teil eines europäischen Netzwerkes von Schutzgebieten, das auf der Basis der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der Europäischen Union (EU) entstand.

Viele seltene Pflanzen und Tiere haben hier ein Zuhause, und damit sie ungestört leben können, gibt es strenge Regeln. Wir Menschen sind sehr willkommen, wenn wir uns an die Verhaltensregeln halten; daher gibt es für uns Wege, Waldgaststätten und Schutzhütten.

 

 

Fernwanderwege und Rundwege

Wir sprechen gemeinhin vom „Siebengebirge oder den „Sieben Bergen, und haben dabei die sieben höchsten Berge im Sinn: Großer Ölberg (460,7 m), Löwenburg (455 m), Lohrberg (432,8 m), Nonnenstromberg (335,9 m), Petersberg (335,9 m), Wolkenburg (324 m) und Drachenfels (320,7 m). Doch es sind über 40 Berge und Täler, und Sie sehen, das Siebengebirge ist ein Mittelgebirge.

Zahlreiche Fernwanderwege und Rundwege erschließen dieses riesige Wandergebiet. Da sind die bekannten Fernwanderwege, der Rheinsteig und der Rheinhöhenweg, und in Nordrhein-Westfalen der Bergische Weg.

Vor Ort gibt es zahlreiche Wandervorschläge mit GPX-Daten, die im Internet abrufbar oder als Wanderfibel zu kaufen sind.

Der Beethoven-Wanderweg durch Bonn, den umgebenden Rhein-Sieg Kreis und durch das Siebengebirge erinnert an Ludwig van Beethoven, der in Bonn geboren und aufgewachsen ist.

Auf den Rundwanderwegen um Königswinter geht es u.a. zum Drachenfels mit der Burgruine, zum Schloss Drachenburg, zum Großen Ölberg, zum Petersberg mit dem Grand Hotel, in die Klosterlandschaft Heisterbach mit der Chorruine und hinab nach Oberdollendorf mit seinen Weinbergen. Ja, das Siebengebirge ist eines der nördlichsten Weinanbaugebiete Deutschlands. Auf den Rundwanderwege um Bad Honnef geht es durch das Tretschbachtal, das Einsiedlertal, hinauf zur Löwenburg mit der Burgruine, und weiter hinaus ins Logebachtal, zum Leyberg und zum Himmerich.

Über das Naturschutzgebiet hinaus führen Wanderwege zum Soldatenfriedhof in Ittenbach, zu den Kapellen im Pleiser Hügelland, und mit dem Rad nach Unkel am Rhein. 

Das Naturschutzgebiet ist gut ausgeschildert, und ein neues Wegeleitsystem führt Sie sicher auch weiter hinaus durch den gesamten Naturpark. Wander- und Radwege sind durch gut sichtbar Tafeln markiert (Wegegebot). Alle Startpunkte sind mit dem Auto und den öffentlichen Verkehrsmitteln gut zu erreichen. Für Radfahrer bietet die Rhein-Sieg-Verkehrsgesellschaft (RSVG) von Anfang April bis Anfang November, an  Wochenenden und gesetzlichen Feiertagen, einen Fahrradbus an.

Burg Löwenburg, Siebengebirge, Blick hinab von der Oberen Burg (Rheinsteig Etappe 1)

 

Etwas für jeden

Am besten folgen Sie Ihrem eigenen Empfinden, der Tagesform und dem Wetter, denn wenn viel geregnet hat, sind die Trampelpfade arg rutschig. Ganz besonders im Herbst, wenn der Boden mit nassem Laub bedeckt ist. Festes Schuhwerk ist immer richtig, ebenso dem Wetter angemessene Kleidung.

Wandern im Siebengebirge ist immer wieder schön. Sie erleben eine abwechslungsreiche Landschaft mit verschiedenen Waldgesellschaften und Wiesenblumen. Eine besondere Note geben dem Siebengebirge die zahlreichen Siefen, das sind schluchtenartige Waldtäler mit kleinen Bächen. Sie haben ihm vielleicht seinen Namen gegeben. Mitten drin stehen drei Burgruinen aus dem Mittelalter und Kloster Heisterbach mit der berühmten Chorruine. Der Ausblick vom Ölberg morgens, wenn sich die Nebel lichten, ist den steilen Anstieg wert. Überhaupt, gönnen Sie sich die Aussichten: den Blick vom Drachenfels auf den Rhein und die Insel Nonnenwerth, die Aussicht auf das Rheintal vom Drei-Seen-Blick am Lohrberg, oder ganz im Süden den Rundblick vom Leyberg.

In den Bergtälern hört man unzählige  Vögel singen, und wenn man ganz viel Glück hat, fliegt ein Eisvogel an einem vorbei. Neben den Drachenfels-Eseln zählt der Feuersalamander zu den „Wahrzeichen“ des Siebengebirges. Genauso schön ist es an nebligen Tagen im Naturwald am Nonnenstromberg, dann hat er etwas Verwunschenes und man versteht, weshalb der dichte Wald damals selbst gestandenen römischen Legionären nicht geheuer war. Inmitten des Wandergebiets stehen gleich drei mittelalterliche Burgruinen und Kloster Heisterbach mit seiner berühmten Chorruine.

Man muss auch nicht weit gehen. Gleich hinter der Altstadt von Königswinter beginnt das Nachtigallental, ein Siefental, und schon nach wenigen Schritten fühlt man sich in einer heiteren, fröhlichen Welt. Oberhalb des charmanten Winzerstädtchens Bad Honnef-Rommersdorf kommt man nach wenigen Minuten Fußmarsch entlang des Möschbachs in eine freuchte, wildromantische Ecke des Siebengebirges:  das Annatal mit seinen Tümpeln und Teichen, heute Lebensraum für Amphibien, und das Tretschbachtal, hier geht es über Brücken und Bohlenwege.

Blick von Bonn auf den Rhein und das Siebengebirge (Etappe 1 Rheinsteig)

 

Wege in die Wildnis

Heute sind ca. 800 ha Fläche des Siebengebirges Wildnisgebiet. Hier darf der Wald einfach sein, die Natur darf Natur sein. Mischwälder mit nicht standortgerechten Nadelhölzern werden behutsam in naturnahe Laubwälder umgewandelt, ansonsten greifen die Forstwirte nicht mehr sein. Das geht zurück auf die Entschließung des Europäischen Parlaments vom Februar 2009, die wenigen noch vorhandenen Wildnisgebiete im eng besiedelten und dicht bebauten Mitteleuropa zu schützen und dauerhaft zu erhalten.

Auch im Siebengebirge führen viele Wege in die Wildnis. „Wildnis Siebengebirge“ ist ein großes Anliegen des Verschönerungsvereins für das Siebengebirge (VVS) und des Landes Nordrhein-Westfalen. Fünf Wanderwege und -pfade über insgesamt 35 km führen durch das Wildnisgebiet. An allen „Wildnisfenstern“ finden man einen QR-Code, über den man zur Website des VVS mit detaillierten Informationen kommt; dazu kann man GPX-Daten zum Verlauf der Wege abrufen. Dazu kann man einen Wanderratgeber „Wege zur Wildnis“ kaufen.

 

Einblick in die Erdgeschichte - Geowanderwege

Dann gibt es 15 Geowanderwege. Das Siebengebirge ist vulkanischen Ursprungs, es entstand vor etwa 25,5 Millionen Jahren im Oligozän und Miozän. Ein Geoweg (G2) führt zum Naturdenkmal am Weilberg, einem stillgelegten Basaltsteinbruch. Hier sieht man den Gesteinsbau, und geologisch geschulte Personen erkennen daraus, wie eine Region entstanden ist, und was sie im Verlauf von Millionen Jahren mitgemacht hat. Für Nicht-Fachleute gibt es zahlreiche Hinweistafeln zur Geologie und zum Betrieb des Steinbruchs damals.

Über Jahrhunderte wurden im Siebengebirge vulkanisches Gestein abgebaut. Trachyt vom Drachenfels finden wir in Resten der römischen Stadtmauer um Köln und im Mauerwerk des Kölner Doms; Latit von der Wolkenburg in den feinen Barock- und Rokokobauten in der Region, Latit vom Stenzelberg in der Chorruine Heisterbach. Ganz schlimm wurde es, als Ende des 19. Anfang des 20. Jahrhunderts immer mehr Basalt für den Bau von Straßen und Schienen benötigt wurde. Große Steinbrüche, u.a. am Petersberg, Ölberg und Weilberg, hätten unsere Region fast zerstört. Viele Stellen, die heute so wildromantisch aussehen, sind stillgelegte und wieder aufgeforstete Steinbrüche.

Neben Steinen wurden jahrhundertelang Kupfer-, Blei-, Zink- und Eisenerze abgebaut, allein auf Bad Honnefer Gebiet gab es über 70 Erzgruben. Ein Geoweg führt ins Einsiedlertal; hier sieht man Relikte der Grube „Glückliche Elise“ am Eingang.

Morgens auf dem Ölberg im Siebengebirge, wenn sich die Nebel lichten

 

Burgen

Neben den Wanderwegen und Ausblicken sind die Burgruinen aus dem Mittelalter sicherlich bekannte Ausflugsziele: Burg Drachenfels, Burg Löwenburg, und Burg Rosenau. Dazu noch Burg Reitersdorf in Bad Honnef direkt am Rhein, am Fuß des Siebengebirges.

Heute fühlt man sich ein bisschen wie ein Burgherr oder eine Burgherrin, wenn man oben auf der Löwenburg angekommen ist und die herrliche Aussicht auf das Rheintal und die anderen Berge genießt. Doch damals, im Hoch- und Spätmittelalter, war unsere Region hart umkämpft, und der Winter auf der Burg, wo der Wind durch die Ritzen pfiff und es fast nie richtig warm wurde, muss für die Bewohner hart gewesen sein.

Blick vom Drachenfels, Siebengebirge, auf den Rhein und die Insel Nonnenwerth (Rheinsteige Etappe 2)

 

Märchen vom Rhein und vom Siebengebirge

In vielen Reiseführern stößt man auf die Legende vom Drachentöter Siegfried, dem zweifelhaften Helden des Nibelungenliedes. Es heißt, dass er einen Drachen erschlagen hat, der in einer Höhle auf dem Drachenfels lebte. Freilich macht das Nibelungenlied keine genauen Angaben zum Ort des Geschehens. Und wo genau hinter den Sieben Bergen die Sieben Zwerge gelebt haben, verraten die Brüder Grimm uns nicht.

Auf meiner Siebengebirgsseite, www.rheindrache.de, sind wir mit Drachen und Rittern im Siebengebirge unterwegs. Hier geht es auch um die Burgen,  die bewegte Vergangenheit unserer Region und ihre Geschichten und Märchen. Sie treffen blitzgescheite Drachen und ihre Ritterfamilien, ein Hündchen im Ritterdienst, sprechende Katzen, den Mönch von Heisterbach und andere sagenhafte Gestalten. Geschichte wird auch aus Sicht der Menschen erzählt, wir begleiten fiktive Familien aus dem Siebengebirge den Rhein entlang durch ganz Europa und bis nach Amerika.