Kirchturm im Reschensee - Das versunkene Dorf - Wie kam es dazu?

Kirchturm im Reschensee - Das versunkene Dorf - Wie kam es dazu?

Ein Turm, der sich mitten im See befindet ist eigentlich nichts Besonderes, jedoch sieht es bei dem Turm im Reschensee ganz anders aus. Dieser ist zum Wahrzeichen des Vinschgau geworden. Dieser Turm verbirgt ein Geheimnis. Er ist nicht nur ausgesprochen faszinierend sondern auch märchenhaft. Wer einen Ausflug an den Reschensee macht, der kann dieses Bauwerk bewundern. Das Besondere an diesem ist, dass es sich hierbei um einen alten Kirchturm handelt, der sich mitten in dem See befindet. Er ist jedoch zur Hälfte versunken.

Er wird als Bergkulisse beschrieben und liegt nahe des Langtauferer Tals. Dieses wiederum befindet sich in Südtirol, genauer gesagt, in Italien. Eventuell kommt Ihnen der versunkene Turm bekannt vor, denn er dient bereits seit vielen Jahren als beliebtes Postkartenmotiv. Auf einer solchen wird er jedoch eher als der „Turm am See“ beschrieben.

Die Geschichte des versunkenen Turms

Der Turm steht in klarem Wasser, sodass man weit in die Tiefe schauen kann. Das Wasser ist bläulich, wie ein Tansanit und bringt einen romantischen Touch mit sich. Doch, welche Geschichte steckt genau hinter diesem ungewöhnlichen Turm, der absolut einmalig ist? Die Kirche stammt ursprünglich aus dem 14. Jahrhundert und verantwortlich für eine Stauung des Sees. Diese kam kurz nach dem Ende des 2. Weltkrieges vor.

Gehen wir ein wenig in der Zeit zurück, so wütete ab 1922 in Italien der Faschismus. 1939 kam einem Unternehmen, nämlich dem Montecatini die Idee den sogenannten Reschen- und Graunersee um etwa 22 Meter zu stauen. Die Bewohner von Graun und Reschen wurden jedoch nicht befragt, ob sie mit dierser Handhabung einverstanden seien. Die Neuerungen wurden einfach über ihren Kopf hinweg entschieden. Das Bauvorhaben startete in die 1. Runde, doch wurde durch den Ausbruch des 2. Weltkrieges verzögert. Die Bewohner, welche sich im Oberen Vinschgau aufhielten waren erleichtert, denn sie glaubten, dass das Stauprojekt ein Ende gefunden habe.

Etwa 2 Jahre nachdem der Krieg ein Ende gefunden hatte, nämlich im Jahr 1947 wurde das Projekt erneut aufgenommen. Die 2. Bauphase wurde eingeleitet. Die Bewohner waren darüber überhaupt nicht erfreut. Sie konnten jedoch nichts dagegen machen und mussten das Bauvorhaben über sich ergehen lassen. Im Sommer 1950 war der Bau dann beendet. Man schloss die Schleusen und und staute den Reschensee. Es wurden insgesamt 677 Hektar Land überflutet. Was nicht so schön war, war das genau in diesem Moment etwa 150 Familien obdachlos wurden. Viele dieser Familien wussten sich keinen anderen Rat, als auszuwandern.

Es gab für zahlreiche Familien Entschädigungen, mit denen sie sich eine neue Existenz aufbauen könnte, doch die Zahlungen waren so bescheiden, dass dies gar nicht möglich war. Im Langtauferertal wurde auf die Schnelle ein Barackenlager aufgestellt. Dieses sollte zahlreiche Familien in ihrer Not auffangen und Ihnen als Bleibe dienen.

Heute befindet sich der Turm im Reschensee und er dient als Wahrzeichen, welches an die vergangenen Zeiten erinnern soll. Er wurde unter Denkmalschutz gestellt und wird jährlich von tausenden von Menschen aufgesucht. Er wurde zu einem regelrechten Publikumsmagneten. Wer dem versunkenen Kirchenturm etwas näher kommen möchte, der kann heute eine Schiffsfahrt über den Reschensee buchen und diesen Kirchenturm aus der Nähe betrachten.

Versunkenes Dorf in Südtirol kam zum Vorschein

Als im Jahre 1950 das Dorf Graun komplett versunken war, hat keiner damit gerechnet, dass er dieses noch einmal zu Gesicht bekommen würde. Dies war jedoch ein Trugschluss, denn 70 Jahre nachdem das Dorf im Wasser verschwand kam es wieder zum Vorschein. Der Kirchenturm der Stadt Graun ragte plötzlich aus dem Reschensee. Der Turm gehörte einst zur Pfarrkirche St. Katharina an.

Wer den versunkenen Turm bislang nicht live sehen konnte, der kann sich die Serie „Curon“, welche auf Netflix zu sehen ist anschauen. Nicht nur die wunderschöne Kulisse kann man hier bewundern, sondern man erfährt auch einiges über die Geschichte. Hierbei handelt es sich sicherlich um ein eher dunkles Kapitel des Reschensees, welches dennoch mit viel Spannung versehen ist.

Jedoch nicht nur der versunkene Turm, der etwa 70 Jahre als verschollen galt, tauchte plötzlich wieder auf, auch andere Reste, der damaligen Stadt komme langsam wieder zum Vorschein. Man kann nur erahnen, was damals tatsächlich mit dem Dorf Graun passiert ist, welches Leid den Menschen zugeführt wurde. Jetzt hat man sich vorgenommen das Dorf an die Oberfläche zu bringen. Es finden Instandhaltungsarbeiten statt. Es wurde jetzt sogar Wasser aus dem Reschensee abgelassen und es kamen immer mehr Ruinen zum Vorschein.

Wie es jetzt mit dem damaligen Dorf weitergehen wird und ob die damalige Stadt komplett freigelegt werden kann oder auch wird, dass bleibt noch abzuwarten. Außer dem Kirchenturm kamen jetzt auch eine Brücke, Treppenstufen und vereinzelte Bauwerke aus der damaligen Zeit zum Vorschein. Einige der Bauten sind noch sehr gut erhalten, andere sehen eher wie ein großer Felsklumpen aus. Einige der Überreste von Graun sind heute sogar begehbar und werden von Touristen in Scharen besucht.

Der Reschensee

Der Reschensee hat eine Gesamtlänge von 6 km. Es ist möglich, dass man diesen mit einem Boot überquert und dabei die Ruinen inklusive dem versunkenen Kirchturm ganz aus der Nähe betrachtet. Die Schifffahrt mit dem einem historischen Ausflugsschiff kostet für Erwachsene 12 Euro und für Kinder im Alter von 6 bis 12 Jahren 6 Euro. Das Ticket für die Schifffahrt erhält man direkt an Board des Schiffs. In der Nebensaison, die von Mitte Juli bis September startet fährt das Schiff einmal täglich gegen 15 Uhr über den Reschensee. In der Hauptsaison im Monat August können Interessierte 5 Mal täglich über den Reschensee schippern und die Ruinen betrachten.

Im Winter, wenn der Reschensee oftmals zugefroren ist, trauen sich ein paar besonders Mutige auf den See und spazieren zum versunkenen Turm. Viele Pilger, aber auch Einheimische würden die versunkene Stadt gerne wieder ins Leben zurückrufen. Sie möchten die Geschichte live erleben und das Dorf begehen. Der Reschensee ist wunderschön anzusehen und das Wasser tiefblau. Es lädt geradezu dazu ein es zu besuchen. Der versunkene Turm oder besser gesagt, die versunkene Stadt sind eine Besonderheit, die dieser atemberaubende See in Südtirol zu bieten hat. Es ist jedoch davon die Rede, dass der See seinen ursprünglichen Wasserstand erneut erlangen soll und das Dorf wieder verschwinden wird, bis auf den Kirchturm.